Igelchen, Igelchen, schau mal ins Spiegelchen
Igelchen, Igelchen, schau mal ins Spiegelchen
Deine Beine sind krumm
Igelchen, Igelchen, schau mal ins Spiegelchen
Deine Beine sind krumm
Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem purpurroten Mäntelein?
Das Männlein steht im Walde auf einem Bein
Und hat auf seinem Haupte schwarz Käpplein klein,
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem kleinen, schwarzen Käppelein ?
(Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874)
Herr Löffel und Frau Gabel,
die stritten sich einmal.
Der Löffel sprach zur Gabel:
„Frau Gabel, halt den Schnabel,
du bist ja bloß aus Stahl!"
Frau Gabel sprach: „Herr Löffel,
Ihr seid ein großer Töffel
mit eurem Gesicht aus Zinn,
und wenn ich euch zerkratze
mit meiner Katzentatze,
so ist eure Schönheit hin!"
Das Messer lag daneben
und lachte: Gut gegeben!
Der Löffel aber fand:
mit Herrn und Frau aus Eisen
ist nicht gut Kirschen speisen,
und küsste Frau Gabel galant -
die Hand.
(Christian Morgenstern, 1871-1914)
Mutter hat immer nur Arbeit und Plag,
kennt keine Ruhe bei Nacht und bei Tag.
Heut ging sie fort! Drum helft alle drei:
Heut kochen wir für die Mutter den Brei!
Milch nimmt die Else, das Mehl rührt sie an.
Dann kommt der Zucker und Zimt noch dran.
Pfeffer, ein bisschen, ein klein wenig Salz,
Muskat und Senf und ein Löffelchen Schmalz.
Eissig ein Spritzerchen muss noch hinein.
Kakaopulver schmeckt herrlich und fein.
Nun wird gerührt und der Brei gekocht
Horcht! Hats nicht grad an der Tür gepocht?
Komm liebe Mutter, der Tisch ist gedeckt!
Ja, du wirst staunen, wie gut es dir schmeckt.
Und was du für tüchtige Köchinnen hast.
Heut bist du bei uns Kindern zu Gast!?
Mutter probiert und beinah wird ihr schlecht.
Fehlt was am Brei? Ist etwas nicht recht?
Da lacht die Mutter, spricht mahnend dabei:
Ja, viele Köche verderben den Brei!
(Annette von Droste-Hülshoff 1797-1848)
Du holdes Fragemäulchen, süsse Plage,
Komm nur, du lieber Störer meiner Ruh;
Geduldig leih ich Antwort jeder Präge:
"Warum, Papa? Wohin? Weshalb? Wozu?"
Keimt doch empor in jenem dunklen Triebe
Der Baum, der einst in Gottes Sterne ragt,
Das heilge Sehnen, das in Weh und Liebe
sich bis zum Urquell alles Daseins fragt
(Julius Lohmeyer, 1834-1903)
Frau Urschel teilte Freud und Leid
mit ihrer lieben Kuh
Sie lebten in Herzeinigkeit
ganz wie auf Du und Du.
Wie war der Winter doch so lang,
Wie knapp ward da das Heu;
Frau Urschel rief und seufzte bang:
O komm, du schöner Mai!
Komm schnell und lindre unsre Not,
der du die Krippe füllst;
Wenn ich und meine Kuh erst tot,
dann komme, wann du willst.
Wilhelm Busch
1832-1908
Das Leben ist ein schlechter Spass,
dem fehlts an dies, dem fehlts an das,
der will nicht wenig, der zu viel,
und Kann und Glück kommt auch ins Spiel.
und hat sich's Unglück drein gelegt,
jeder, wie er nicht wollte, trägt.
Bis endlich Erben mit Behagen
Herrn Kann-Nicht-Will nicht weiter tragen.
Johann Wolfgang von Goethe,
1749-1832